Frühe Schriften zur Fröbelpädagogik

Der Erziehungswissenschaftler Michael Winkler sah sich 2010 zu der bemerkenswerten Feststellung veranlasst, dass Fröbel nicht zeitgemäß sei:

[...] nicht, weil er dem Denken und der Sprache des beginnenden 19. Jahrhunderts verhaftet blieb. [...] vielmehr [...], weil er unserem gegenwärtigen pädagogischen Denken voraus ist, [...] Was er erkannt und verstanden hat, vor allem: wie er versucht hat, für die Komplexität vorrangig der kindlichen [...] Entwicklung [...] eine angemessene theoretische Sprache, zureichende Begriffe und eine sinnvolle Praxis zu entwickeln, das geht kaum zusammen mit dem, was gegenwärtig als Pädagogik diskutiert wird. [...] 
Winkler, Michael: Der politische und sozialpädagogische Fröbel. In: Karl Neumann, Ulf Sauerbrey, Michael Winkler {Hrsg.): Fröbelpädagogik im Kontext der Moderne - Bildung, Erziehung und soziales Handeln - edition Paideia, Jena 2010, S. 28ff.

Allenthalben ist ein anwachsendes Interesse an Friedrich Fröbel, seinen Ideen und seinem Wirken zu spüren. Dies wurde sicherlich auch von Veröffentlichungen wie Norman Brostermans „Inventing Kindergarten" und Mitchel Resnicks „Lifelong Kindergarten" inspiriert.
Wir haben uns darum entschlossen, im Vorfeld des 175. Todestages Friedrich Fröbels (2027) sowie seines 250. Geburtstages (2032) den Interessenten von heute den Zugang zu Werken Fröbels, seiner Mitstreiter, Zeitgenossen und unmittelbaren Nachfolger zu erleichtern, indem wir die nur noch schwer erhältlichen und noch dazu nur in Frakturschrift zugänglichen Werke der Fröbelzeit und der ersten Jahrzehnte danach in zeitgemäß rezipierbare Buchform bringen.
Die Transkription aus der Frakturschrift in zeitgemäßen Schriftsatz erfolgte jeweils unter weitestgehender Anpassung an die orthografischen Regeln, die zum Bearbeitungszeitpunkt Gültigkeit hatten. Ausnahmen bilden Archaismen sowie Friedrich Fröbel zuzuschreibende Wortschöpfungen. Der Satzbau blieb unverändert.

Sukzessive erfolgen bis voraussichtlich 2032 weitere Veröffentlichungen von Werken Fröbels, seiner Zeitgenossen und seiner Nachfolger.

Matthias Brodbeck
(Herausgeber)

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Die Menschenerziehung (Friedrich Fröbel, 1826)

Menschenerziehung

  • Sprache: ‎ Deutsch (moderner Schriftsatz)
  • 506 Seiten
  • ISBN: ‎ 979-8334379923

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Die Menschenerziehung

als Original von 1826 zitierbar

Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852), eine Schlüsselfigur in der weltweiten Geschichte der Pädagogik, veröffentlichte 1826 sein literarisches Hauptwerk „Die Menschenerziehung“. Dieses Buch, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus Beachtung fand, ist von großer Bedeutung – nicht nur für die frühkindliche Bildung.
Fröbel, dem Begründer der Kindergartenidee, gelang – letztlich durch genaue Be(ob)achtung kindlicher Entwicklung die Formulierung innovativer pädagogischer Prinzipien.

Entstehung in einer Zeit des Umbruchs
Die Entstehung von „Die Menschenerziehung“ fällt in eine Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen. Die industrielle Revolution, Aufklärung, Romantik und politische Umbrüche prägten das Denken der damaligen Zeit. Fröbel, der selbst eine bewegte Kindheit erlebt hatte, suchte nach neuen Wegen, Kindern umfassende Bildung, Erziehung und Entwicklung zu ermöglichen. Seine Erfahrungen als Leiter der „Allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt“ in Keilhau flossen maßgeblich in seine theoretischen Überlegungen ein.

Von der deutschen Erziehung zur Menschenerziehung
Anfangs prononzierte Fröbel eine „deutsche Erziehung“. Er sah in der Erziehung eine Möglichkeit, die Zersplitterung der deutschen Lande zu überwinden. Unter dem Einfluss des Philosophen Carl Christoph Friedrich Krause erweiterte er jedoch seinen Blickwinkel und sprach zunehmend von „Menschenerziehung“. Fröbel erkannte, dass jedes Kind, unabhängig von seiner Herkunft, das Recht auf umfassende Bildung, Erziehung und Entwicklung hat. Er betonte die Bedeutung einer Erziehung, die die individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse jedes Kindes entdeckt und fördert.

Die zentrale Rolle des Spiels
Ein zentrales Element in Fröbels Pädagogik ist das Spiel. Er sah im Spiel nicht die „zweckfreie Beschäftigung“, sondern den natürlichen Antrieb des Kindes, die Welt zu erkunden und zu verstehen, mit der Welt in Beziehung zu kommen. Fröbel entwickelte spezielle Spielmaterialien, die sogenannten „Gaben“ und „Beschäftigungen“, um die Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Durch das Spiel sollten die Kinder ihre Sinne schärfen, ihre Kreativität entfalten und ein Verständnis für Zusammenhänge entwickeln.

Der Kindergarten als Keimzelle der Bildung, Erziehung und Entwicklung
Der 1840 begründete „Kindergarten“ gab vielen der bereits in der „Menschenerziehung“ grundgelegten Ideen Fröbels ihren praktischen Ausdruck. Der Kindergarten wurde ein Ort, an dem Kinder in einer liebevollen und anregenden Umgebung lernen und spielen konnten.

Die Bedeutung von Fröbels Werk für die heutige Pädagogik
Obwohl Fröbels Werk im 19. Jahrhundert entstanden ist, sind seine Ideen bis heute von unschätzbarer Bedeutung für die frühkindliche Bildung. Viele seiner pädagogischen Prinzipien, wie die Betonung der ganzheitlichen Entwicklung des Kindes, die Bedeutung des Spiels und die Schaffung einer kindgerechten Handlungsumgebung, finden sich auch in modernen pädagogischen Konzepten wieder. Die Erkenntnisse Fröbels, dass jegliche Bildung und Erziehung „vorschreibend und nachgehend“ zugleich* zu sein habe und dass das Kind Inneres äußerlich und Äußeres innerlich zu machen habe, scheinen mitunter in der heutigen Pädagogik noch nachhaltiger wirksam werden zu müssen.
*- in der aktuellen englischsprachigen Literatur: "freedom with guidance"

Fazit
Friedrich Fröbels „Die Menschenerziehung“ ist ein Werk von historischer und pädagogischer Bedeutung. Fröbels Ideen haben Bildung und Erziehung nachhaltig geprägt und beeinflussen bis heute unser Verständnis von Kindheit und Lernen.
Die erziehenden Familien (Friedrich Fröbel, 1826)

erziehende Familien

  • Sprache: ‎ Deutsch (moderner Schriftsatz)
  • 184 Seiten
  • ISBN: ‎ 978-3759759665

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Die erziehenden Familien

Zeitschriftenreihe von 1826

Im Jahre 1826 erschien das literarische Hauptwerk Friedrich Fröbels, 'Die Menschenerziehung'.
Im selben Jahr - 14 Jahre vor der Gründung des ersten Kindergartens - veröffentlichte er zwischen Januar und April eine Zeitschriftenreihe in 16 Heften, welcher er den Namen 'Die erziehenden Familien' gab.
Man konnte nun auf zehn Jahre Erfahrung in und mit der 'Allgemeinen Deutschen Erziehungsanstalt' Keilhau verweisen. Die erziehenden Familien geben einen Einblick in die Gedankenwelt des Schulmannes Friedrich Fröbel und punktuell auch in die praktische Umsetzung seines Denkens. Sie sind aber auch als ein Bild der Keilhauer Anstalt in ihren frühen Jahren anzusehen.
Die erziehenden Familien - das waren anfänglich Friedrich Fröbel, seine Ehefrau Wilhelmine Henriette, weitere Mitglieder des Fröbelschen Familienkreises sowie seine Freunde Wilhelm Middendorff, Heinrich Langethal und der etwas später dazugestoßene Johannes Arnold Barop, ergänzt durch Zöglinge aus dem Fröbelschen Familienkreis sowie einen Bruder Heinrich Langethals. Dies hatte sich freilich 1825 geändert - weitere Lehrer und Zöglinge waren hinzugekommen, unter ihnen auch zwei Nachkommen aus dem Familienkreis des Reformators Martin Luther aus Möhra nahe Bad Salzungen.
Die erziehenden Familien waren darüber hinaus der Ausdruck des Bekenntnisses Friedrich Fröbels zur Bedeutung der Familie für die Bildung, Erziehung und Entwicklung eines jeden Kindes - auch im Kontext zur institutionell organisierten Bildung und Erziehung des Schulwesens.
Fünfzig Jahre im Dienste Fröbels (Eleonore Heerwart, 1906)

Fuenfzig Jahre

  • Sprache: ‎ Deutsch (moderner Schriftsatz)
  • 656 Seiten
  • ISBN: ‎ 978-3769327403

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Fünfzig Jahre im Dienste Fröbels

Erinnerungen von Eleonore Heerwart

Eleonore Heerwart (*24.02.1835 in Eisenach; †19.12.1911 ebenda) gehört zu den bedeutendsten Personen der frühen Fröbelbewegung. Besondere Verdienste erwarb sie sich um die Zusammenführung der Fröbel-anhängerinnen und -anhänger in Deutschland.
 
Durch ihr mehr als ein Jahrzehnt währendes Wirken in Großbritannien und Irland erwarb sie sich darüber hinaus um die weltweite Verbreitung der Kindergartenidee und ihre praktische Umsetzung höchste Verdienste.

Einem Zufall ist es zu verdanken, dass sie - 16jährig - bei einem Besuch in Schweina (heute zu Bad Liebenstein) im Marienthaler Schlösschen erstmals Friedrich Fröbel und seinen Schülerinnen begegnete. Hier befand sich seit Mai 1850 die von Fröbel gegründete erste Kindergärtnerinnenschule der Welt und damit wohl die erste Berufsschule für Frauen in Deutschland.

Ein Jahr später, am 21. Juni 1852, starb Friedrich Fröbel in Marienthal und die Kindergärtnerinnenschule zog nach Keilhau, wo sich seit 1817 Fröbels erste Anstaltsgründung, die Allgemeine deutsche Erziehungsanstalt, befand, die auch heute noch als Schule im Fröbelschen Sinne existiert.
Eleonore Heerwart begann hier 1853 – im Alter von 18 Jahren – mit ihrer Ausbildung zur Kindergärtnerin eine Berufsausbildung, was für junge Frauen in der damaligen Zeit noch sehr unüblich war. Sie hatte dabei das große Glück, mit Fröbels zweiter Ehefrau Luise, geb. Levin, und Wilhelm Middendorff, dem engsten Mitstreiter Fröbels, aus den direkten Quellen Fröbelscher Ideen schöpfen zu können. Leider verstarb 1853 auch Wilhelm Middendorff, was das Ende der Kindergärtnerinnenschule besiegelte.

Weiter soll an dieser Stelle nicht vorgegriffen werden, denn Eleonore Heerwart erzählt in vorliegendem Buch ihr Leben, ihr 50jähriges Streben im Dienste Fröbels und damit im Dienste der Kindheit.

Ihr sehr ansprechender persönlicher Schreibstil macht dieses Buch zum lesenswerten Zeugnis einer Geschichte der frühkindlichen Erziehung von Fröbel bis zum Beginn des „Jahrhunderts des Kindes“ (E. Key).
Mutter-, Spiel- und Koselieder (Friedrich Fröbel, 1844)

Fuenfzig Jahre

  • Sprache: ‎ Deutsch (moderner Schriftsatz)
  • 222 Seiten
  • ISBN: ‎ 978-3819262791

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Mutter-, Spiel- und Koselieder

Noten, Texte, Zeichnungen und Erläuterungen

1841 begann Friedrich Fröbel mit einem neuen Projekt. Ihm war klar geworden, dass er auch für die kindliche Entwicklungsphase vor dem ersten Spielen mit dem Ball etwas schaffen müsse:
 
Die 7 Mutter- und Koselieder und 50 Spiellieder wurden von Fröbel 1844, vier Jahre nach der Kindergartengründung, herausgegeben. Sie entstanden aufgrund der Erkenntnis, dass vor dem Einsetzen des Spieles mit der ersten Spielgabe, dem Ball, bereits wesentliche Entwicklungen erfolgen. Die Mutter- und Koselieder sollte dem Kind zugewandt gesungen werden.
 
Die Spiellieder inspirieren und begleiten das sensumotorische Spiel des Kleinkindes mit den Gliedern seines Körpers und Gegenständen der Umwelt. Diese Lieder sollen begleitend zum Spielen und Tun des Kindes gesungen werden und das Kind zum Nachahmen von Bewegungen anregen. Manche Lieder erscheinen heute zum Teil als sehr schwärmerisch und romantisch, was die Frage aufwirft, ob sie noch zeitgemäß sind. Zeitgemäß, ja eigentlich zeitlos, ist die Notwendigkeit der intensiven, liebevollen Zuwendung zum Kind auch und gerade in den ersten Lebensmonaten. Die Stimmen der Eltern, der Körper- und Blickkontakt sind wesentliche Voraussetzungen für gelingende Bindungsentwicklung. In den 7 Mutter- und Koseliedern und in den erläuternden Texten Fröbels tritt dies deutlich hervor.
 
Wer das Lied vom 'Taubenhaus' aus seiner eigenen Kindergartenzeit kennt, wird es vielleicht nicht als ein 'Arme, Hände und Finger übendes Spiel' (so Fröbels Untertitel) kennengelernt haben. Es gehört zu den Fröbelschen Liedern, die noch heute weit verbreitet gesungen und gespielt werden. Das vorliegende Buch enthält die Erläuterungen Fröbels für das sensumotorische Spiel des kleinen Kindes. Relativ breite Anwendung findet heute in diesem Zusammenhang auch das Lied vom 'Turmhähnchen' als, wie von Fröbel beschrieben, 'Handgelenk und Ellenbogenbewegungen übendes Spiel'. Aber auch dieses Lied führt weiter. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Kindes auf die Kraft des Windes und vielleicht darauf fußend auf andere Naturkräfte. Viele der anderen Spiellieder haben auch entsprechende (vielleicht heute neu zu entdeckende) Potenzen, die dem Kinde als Impuls für spielerisches Erfahren und damit Lernen dienen können.
Erinnerungen an Friedrich Fröbel (Rudolf Benfey, 1880)

Fuenfzig Jahre

  • Sprache: ‎ Deutsch (moderner Schriftsatz)
  • 144 Seiten
  • ISBN: ‎ 978-3819208584

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Erinnerungen an Friedrich Fröbel

Rudolf Benfey

Das vorliegende Buch gibt Einblicke in das Leben und in die Gedankenwelt Friedrich Fröbels sowie in seine Wirkungskreise.
 
Mitte der 1840er Jahre ereilte den Journalisten und Schriftsteller Rudolf Benfey die Kunde von Friedrich Fröbel und er machte sich auf, ihn zu finden.
 
Sie erleben in diesem Buch, wie Benfey vom 'Außenstehenden' immer mehr zum 'Involvierten' wird, wie aus ursprünglicher Reserviertheit Fröbels ein immer vertrauteres Neben- und Miteinander wird. Dabei erfahren Sie Fröbel als Menschen in seinem Wirkungskreis, in seinen vielfältigen sozialen Beziehungen und Sie begeben sich auf die eine oder andere "Tagesreise" im Leben des großen Pädagogen und Kindergartenerfinders. Sie erfahren von den Anfechtungen (wie dem preußischen Kindergartenverbot von 1851), aber auch den Würdigungen und Freuden, die Fröbel zu Lebzeiten erfahren hat.
 
Rudolf Benfey, der selbst auch manche Anfechtung seiner religiösen und politischen Gesinnung wegen erfuhr, wird zum Anhänger und Verfechter Fröbelscher Ideen - auch und vor allem nach dessen Tod. Dieses Buch ist ein historisches Zeugnis, das dem Leser den Menschen Friedrich Fröbel und auch seine Ideen näherzubringen vermag.