Fröbels Spielgaben & Beschäftigungen
Diese Webseite enthält in Überblicksform kurze Informationen zu den Spielgaben und Beschäftigungen nach Friedrich Fröbel.
Wesentlich weiterführende und vertiefende Informationen und Anleitungen können Sie dem Buch
Das Leben des Kindes ist Spiel - Friedrich Fröbels Spielpädagogik heute für Kindergarten, Schule und Familie
entnehmen. Mit Text und zahlreichen Abbildungen wendet sich das Buch insbesondere an Praktikerinnen und Praktiker in Kindergarten und Schule sowie an Familien. Es informiert, erläutert und regt zum Nachmachen, Weiterdenken und Weitermachen an. Das Buch enthält u.a.:
- Informationen zu Leben, Werk sowie pädagogischen und philosophischen Grundansichten Friedrich Fröbels und seinem Bild vom Kind
- Darstellungen zur Bedeutung des Spielens und zum Kindergarten
- ausführliche Erläuterungen zu Grundbegriffen der Fröbel-Pädagogik und tangierenden Begriffen
- Darstellungen zu den Spielgaben und Beschäftigungen (Beschaffenheit, pädagogischer Wert, insbesondere aber zur praktischen Anwendung heute)
Das Buch ist Grundlage des Fröbelzertifikates der Fröbelakademie Deutschland, welches Sie auch in einer online-Version erwerben können. Darüber hinaus findet es als eine der wesentlichen Arbeitsgrundlagen für den Erwerb des Fröbeldiploms der Fröbelakademie Deutschland Verwendung.
Bibliografische Angaben:
Autor: Matthias Brodbeck
Herausgeber : Jugendsozialwerk Nordhausen e.V.
Verlag: Druck und Verlag Iffland
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 520 Seiten
ISBN-10 : 393935743X
ISBN-13 : 978-3939357438
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Kurzinformationen zu den Spielgaben und Beschäftigungen als (klicken)
Die erste Spielgabe: Der Ball
Wann und wo haben Menschen erstmals mit einem Ball gespielt? Denkbar, dass es kugelrunde Gegenstände waren, die überhaupt die ersten „Spielzeuge“ der Menschheit waren. So ist es wohl auch folgerichtig gewesen, dass Friedrich Fröbel den Ball auch als erstes Spielzeug des einzelnen Kindes ansah.
Der Ball verkörpert in seiner Form Vollkommenheit. Er verkörpert ebenso wie das Kind das Prinzip Bewegung. Es bedarf des kleinsten Impulses und er gerät in Bewegung. Bewegung und Vollkommenheit – der Ball als spielerischer Impuls dafür, in Bewegung zu bleiben und nach Vervollkommnung zu streben.
Der Woll- bzw. Stoffball Fröbels weckt kindliches Interesse durch seine Beweglichkeit. Er ist weich und kann somit weder dem Kinde selbst noch der Umgebung Schaden zufügen. Mit dem Ball kann das Kind in die Welt der Bewegungen hineinfinden und es kann durch den Nachahmungstrieb inspiriert die eigene Geschicklichkeit entwickeln. Das Erfahren der Bewegungen bringt mit sich ein erstes spielerisches Erfahren physikalischer Sachverhalte, zum Beispiel:
- der Bewegungsrichtungen in den drei Dimensionen(links-rechts; vor-zurück; hinauf-hinunter)
- des Phänomens Zeit (Pendelbewegungen)
- der Schwerkraft (Hochwerfen-Hinabfallen, schiefeEbene)
- Ursache-Wirkung (Anstoßen --> Pendeln)
- Impulserhaltung (Anstoßen an Hindernis --> Rückkehr)
Bedenkenswert ist, dass das Kind sich in diesen Spielen erstmalig als selbstwirksames Wesen erfährt, das beispielsweise durch das Anstoßen das Pendeln eines Balles an der Schnur bewirken kann.
Der Ball kann im Spiel der „Stellvertreter anderer Dinge“ werden – vorausgesetzt, das Kind hat einen Entwicklungsstand erreicht, der ihm eine solche Abstraktion gestattet:
- Ein fortrollender Ball kann Stellvertreter für ein fortlaufendes Hündchen oder Kätzchen sein.
- Das Pendeln des Balles an der Schnur kann das Kind auf der Schaukelsymbolisieren oder mit dem „bim-baum“ einer pendelnden Glocke begleitet werden.
Die sprachliche Begleitung des Pendelns – wie bei allen anderen Spielen überhaupt – regt das Kind zum Mitmachen --> Nachmachen --> Selbermachen an und wird so auch zu einem Initiator der sprachlichen Entwicklung. Rhythmische Pendelbewegungen – begleitet durch Gesang oder rhythmisches Sprechen – können zur Entwicklung von Taktgefühl beitragen.
Die zweite Spielgabe: Kugel, Walze, Würfel
Kugel, Walze und Würfel sind die Bestandteile der "zweiten Spielgabe" Friedrich Fröbels. Sie besteht aus dem Naturmaterial Holz und ermöglicht so dem Kind im Vergleich mit der ersten Spielgabe (Stoffbällchen) neue haptische Erfahrungen. Die Kugel…
[…] ist das Gestaltlose, Gestaltetste. Kein Punkt, keine Linie, keine Ebene, keine Seite tritt an ihr hervor. [...]
Fröbel, Friedrich: Die Menschenerziehung. Keilhau 1826, S. 198
Darüber hinaus steht die Kugel für Bewegung und Instabilität - schon der kleinste Impuls kann sie aus der Ruhe bringen. Über den Würfel dagegen schreibt Fröbel:
In […] dem Würfel, erscheint aber das Streben der Kraft nach kugliger Darstellung in höchster Spannung: statt Allseitigkeit erscheint Einzelseitigkeit [...]
a.a.O., S. 205
Im Gegensatz zur Kugel steht der Würfel damit für Stabilität und Ruhe. Mit der Walze (Zylinder) hat Fröbel der zweiten Spielgabe die Vermittlung zwischen Kugel und Würfel und damit auch zwischen den gegensätzlichen Prinzipien "Bewegung" und "Ruhe" hinzugefügt.
Dem Kind tritt von den drei Grundelementen der Elementarpädagogik Pestalozzis und Fröbels (Sprache, Form und Zahl) nun insbesondere das Element „Form“ entgegen. Die zweite Spielgabe macht die Erkenntnis Fröbels, dass ein jedes am besten durch seine Entgegensetzung erkannt wird, besonders deutlich.
Diese Gegensätze (Kugel und Würfel) zeichnen sich durch Gemeinsamkeiten aus:
- Sie bestehen aus Holz.
- Würfel und Kugel sind nach allen 3 Dimensionen von gleichem Maß.
Hier beginnen aber bereits die Gegensätze deutlich zu werden:
- Die runde Form der Kugel ist entgegengesetzt zur geradlinigen, durch Kanten und Ecken gekennzeichneten Form des Würfels.
- Schon schwache Impulse bringen die Kugel in Bewegung; der Würfel dagegen symbolisiert das Prinzip Festigkeit und Ruhe.
Fröbel bemerkt immer wieder, dass zwischen Entgegensetzungen Vermittlung benötigt wird. Diese schafft er in der zweiten Spielgabe mit der Walze, die über ebene Flächen und Kanten verfügt, andererseits aber auch rollen kann. Auch die Walzenform ist in der Natur wie auch in Menschenwerken in vielfältigster Form wiederzufinden. Denken wir nur an die Form des Baumstammes, den Rumpf des Menschen, die Arme und Beine, aber auch das Rad, den Eimer oder Topf, die Tasse oder auch die Säule. Insbesondere auf der Grundform des Würfels bauen die weiteren Spielgaben 3 bis 6 als verschiedenartige Teilungen des Würfels auf, die dem Kind dann im Spiel ermöglichen, ästhetische Formen zu entwickeln, mathematische Erkenntnisse zu gewinnen, Lebenswirklichkeit spielerisch nachzugestalten oder gar eigene kreative Entwürfe zu verwirklichen.
Die Spielgaben 3 bis 6
(Die verschiedenen Teilungen des Würfels)
Die Spielgaben drei bis sechs sind als Fröbels „Baukästen“ bekannt geworden. In den Fröbelschen Baukästen widerspiegelt sich der Grundsatz seines sphärephilosophischen Weltbildes am deutlichsten:
Das Wesen jedes Dinges ist Einheit. Einheit ist das, was Mannigfaltigkeit in sich schließt, das Gemeinsame einer Mannigfaltigkeit. Soll Einheit sich entwickeln, so muss es in, durch und an Entwicklung der Mannigfaltigkeit geschehen […].
Fröbel, Friedrich: Durchgreifende, dem deutschen Charakter erschöpfend genügende Erziehung ist das Grund- und Quellbedürfnis des deutschen Volkes, Keilhau 1821. http://www.froebelweb.de/images/pdf/durchgreifendeerziehung1821.pdf
Mit dem Inhalt der „Einheit“ der Baukästen können die mannigfaltigsten Dinge entstehen. Die „Bauklötzchen“ müssen aber auch immer wieder am Ende des Spiels zur Einheit zurückfinden. Fröbel sah für die dritte bis sechste Spielgabe und für die meisten seiner „Beschäftigungen“ drei Spielformen vor:
Schönheitsformen: Erkenntnisformen: Lebensformen: |
Spielgabe 5B
Auf Hermann Goldammer geht die sogenannte Spielgabe 5B zurück, welche die Formenvielfalt um Halbkreissegmente bereichert. Diese ermöglichen insbesondere hinsichtlich der Schönheitsformen eine Vielfalt weiterer Möglichkeiten. Die Spielgabe 5B wird auch heute noch von verschiedenen Herstellern produziert. Die Maßangaben sind mit der Spielgabe 5 identisch.
Dritte Spielgabe
Der Grundwürfel ist 5 x 5 x 5 cm groß und wird in jeder Richtung (Dimension) einmal geteilt. Das ergibt 8 Würfel mit einer Größe von jeweils 2,5 x 2,5 x 2,5 cm
Vierte Spielgabe
Der Grundwürfel ist ebenfalls 5 x 5 x 5 cm groß.
Er wird in der Längsrichtung einmal und in der Querrichtung dreimal geteilt. Das ergibt 8 Quader mit einer Größe von jeweils 5 x 2,5 x 1,25 cm
Fünfte Spielgabe
Der Grundwürfel ist 7,5 x 7,5 x 7,5 cm groß und wird in jeder Richtung (Dimension) einmal geteilt.
• Das ergibt 27 Würfel mit einer Größe von jeweils 2,5 x 2,5 x 2,5 cm
• 3 Würfel werden zusätzlich in einer Diagonale geteilt. (6 x großes Prisma)
• Weitere 3 Würfel werden zusätzlich in beiden Diagonalen geteilt. (12 x kleines Prisma)
Sechste Spielgabe
Maße des Kästchens und des Grundwürfels sind identisch mit Spielgabe fünf.
Das Kästchen enthält:
• 18 Quader (5 x 2,5 x 1,25 cm)
• 12 Gevierte (2,5 x 2,5 x 1,25 cm)
• 6 Säulen (5 x 1,25 x 1,25 cm)
Die Legetäfelchen
Die Fröbelschen Legetäfelchen haben schnell den Weg in die Kinderwelt gefunden. Die Spiele bestehen aus Quadraten und verschiedensten dreieckigen Formen. Es wurden auch immer wieder Erweiterungen entwickelt.
Die Mustererkennung und -entwicklung - wie sie uns unter anderem auch in den Schönheitsformen begegnet - ist als ein wesentliches Kriterium menschlicher Intelligenz anzusehen. Darüber hinaus wird das Kind auch angeregt, mit den Täfelchen gestaltete Muster in seiner Lebenswirklichkeit wiederzuentdecken beziehungsweise solche ihm im Leben begegnenden Muster nachzugestalten.
Die Legetäfelchen bestehen aus Hartholz und sind mit physiologisch unbedenklichen Farben lackiert. Es werden die Farben des Regenbogens wieder aufgegriffen, so wie sie bereits auch die erste Spielgabe (s.o.) gekennzeichnet haben.
Beispiele für Schönheits-, Erkenntnis- und Lebensformen mit viereckigen beziehungsweise verschiedenen dreieckigen Legetäfelchen:
SCHÖNHEITSFORMEN
LEBENSFORMEN
Das Falten
Das Falten gehört zu den Beschäftigungen, die in verschiedenen Regionen der Welt schon seit Jahrhunderten verbreitet sind. Auch im übertragenen Sinne sind das Falten beziehungsweise das Entfalten im Sprachgebrauch anzutreffen. Mit Fröbels Worten könnte man unter „Entfaltung“ des Menschen das „Äußerlich-Machen des Inneren“ verstehen.
Falten hat sich über Jahrhunderte als Beschäftigung beziehungsweise als Kunst entwickelt. So wurde in Japan Origami zu einer eigenständigen Kunstform.
Das Falten einfacher Formen kann man mit vierjährigen Kindern beginnen, wenn diese bereits ihre Geschicklichkeit durch Umgang mit anderen Fröbelschen Spielgaben und Beschäftigungen entwickelt haben.
Falten ist in Wissenschaft, Technik und dem alltäglichen Leben vielfach präsent. Als ein augenfälliger Beleg für die Bedeutung des Faltens (und Entfaltens) im Kontext moderner Technologien mag gelten, dass keine Raumstation, kein Satellit denkbar wäre ohne Energieversorgung, die durch präzise gefaltete und im Weltraum wieder entfaltete Sonnenkollektoren gewährleistet wird.
Für Fallschirmspringer ist das präzise Falten überlebenswichtig.
Selbst die Natur bedient sich des Faltens. Das menschliche Gehirn würde „entfaltet“ eine Fläche von circa 20 m2 einnehmen.
Zum Falten benötigt man faltbares Material. In den meisten Fällen sollte man quadratisches Papier verwenden. Faltpapier gibt es im Handel in den verschiedensten Farben und Größen. Wir verwenden hier handelsübliches Faltpapier von 15x15 cm Größe. Dieses Papier ist genauso gut auch für das an anderer Stelle beschriebene „Ausschneiden“ verwendbar.
Das Papierfalten ist nicht nur zweckfreie Hobbytätigkeit in der Freizeit oder eine hohe Kunst für diejenigen, die diese Techniken beherrschen, sondern auch eine Tätigkeit zur Bildung und Erziehung des Menschen. Dabei wird die Entwicklung verschiedener Fähigkeiten und Fertigkeiten wie beispielsweise der Feinmotorik, des Erinnerungsvermögens, der Raum-Lage-Orientierung, der Fantasie und Kreativität, der Gehirn-Auge-Hand-Koordination und des sprachlichen und geometrischen Verständnisses gefördert. Darüber hinaus wird die Entwicklung des ästhetischen Empfindens unterstützt.
Erkenntnisformen
Durch jedes Falten entstehen neue geometrische Formen. Das mehrmalige Falten bis zur 1. Grundform hat dazu geführt, dass das ursprünglich 15x15 cm große Blatt nur noch 7,5 x 7,5 cm groß ist – also in der Länge der Kanten die Hälfte, in der Größe der Fläche nur ein Viertel der Ausgangsvorlage misst.
Das Kind erkennt nach dem Auffalten des Papiers, dass die Bruchlinien Quadrate beziehungsweise rechtwinklig-gleichschenklige Dreiecke umschreiben.
einfachste Faltformen für den Anfang:
Schönheitsformen:
Lebensformen:
Das Ausschneiden
Der innere Zusammenhang des „Fröbelschen Spiel- und Beschäftigungsganzen“ wird im Vergleich des vorher dargestellten Faltens und des nun zu beschreibenden Ausschneidens besonders deutlich, da das gleiche Ausgangsmaterial Verwendung findet und vor dem eigentlichen Ausschneiden auch wieder gefaltet wird.
Es ist nicht nur der „Reiz des Verbotenen“ (weil nicht Ungefährlichen), der bei Kindern die Neugier auf das Werkzeug Schere nährt. Es ist auch die Faszination, mit einem einfachen Werkzeug neue Gestaltungsmöglichkeiten entdecken, erkunden und verwirklichen zu können. Der Umgang mit der Schere erfordert von uns große Achtsamkeit, damit auch diese Beschäftigung Freude und Entwicklungsfortschritte „beschert“.
Auch für das Ausschneiden nutzt man quadratisches Papier, wie es bereits beim Falten Verwendung fand.
Nach dem Schneiden werden die Kinder versuchen, aus der Vielzahl der Kombinationsmöglichkeiten die schönste auszusuchen und dieses Ergebnis dann fixieren wollen. Dazu gibt es handelsübliches Papier von 21x21 cm. Man kann aber auch normales DIN A 4-Papier oder auch entsprechenden weißen oder farbigen Karton verwenden. Zum Fixieren raten wir, Klebestifte zu verwenden. Bei kleineren Malheuren sind eventuelle Flecken leichter zu beseitigen. Die Klebekraft der Stifte reicht für unsere Zwecke hier vollkommen aus.
Die Schere ist eines der ersten Werkzeuge, welche das Kind verwendet. Dies eröffnet Möglichkeiten, dem Kind die Bedeutung von Werkzeugen für den Menschen näher zu bringen, wobei der Lerneffekt noch vertieft wird, indem das Kind sich im spielenden Umgang mit dem Werkzeug eine neue Dimension von Selbstwirksamkeit erlebbar macht.
Ebenso wie beim Falten wird die Entwicklung verschiedener Fähigkeiten und Fertigkeiten wie beispielsweise der Feinmotorik, des Erinnerungsvermögens, der Raum-Lage-Orientierung, der Fantasie und Kreativität, der Gehirn-Auge-Hand-Koordination und des sprachlichen und geometrischen Verständnisses gefördert und die Entwicklung des ästhetischen Empfindens unterstützt.
Das geometrische Verständnis und die Raum-Lage-Orientierung werden in besonderer Weise herausgefordert. Die Kinder werden erkennen, dass es nicht egal ist, von welcher Seite des dreifach gefalteten Papiers man eine Ecke abschneidet – die entstehenden Muster können sehr unterschiedlich sein.
Das Kind kann aus der Einheit des Papiers mannigfaltigste Formen entwickeln. Einheit in der Mannigfaltigkeit und Mannigfaltigkeit in der Einheit – eine der Grundlagen Fröbelschen Denkens – tritt hier mit besonderer Deutlichkeit hervor.
Durch Ausschneidespiele werden in der Regel Ergebnisse hervorgebracht, die dem Charakter von SCHÖNHEITSFORMEN entsprechen. Das schließt jedoch nicht aus, dass das Kind im Verlaufe des Tuns auch ERKENNTNISSE gewinnt – wie zum Beispiel, dass der gleiche Schnitt an verschiedenen Seiten zu verschiedenen Ergebnissen, zu verschiedenen Formen führt.
Das Papier wird wie in der Abbildung dargestellt gefaltet. Dabei liegt die mit dem Kreuz gekennzeichnete Fläche immer oben. Sie dient zum Anzeichnen der Schnittmuster.
Es wird deutlich, dass am Ende die hier am Mittelpunkt liegende Ecke beim zurechtzuschneidenden Dreieck die rechte Ecke (a) ist und dass der hier angesetzte Schnitt sich auf den Mittelbereich des Blattes auswirkt.
Schnitte an der linken Ecke (b) wirken sich im Bereich der Außenecken des Blattes aus, während Schnitte an der rechtwinkligen Scheitelecke (c) den Bereich der Kanten des Blattes verändern.
Schnitte an den Kanten betreffen jeweils die Bereiche zwischen den soeben beschriebenen Ecken.
Ein einfaches Beispiel
Wir zeigen die Anschnittlinien und das Schnittergebnis:
Das Flechten
Möglicherweise ist das Papierflechten eine Beschäftigung, die originär auf Fröbel zurückgeht. Zumindest für Europa scheint das zu gelten.
Das Flechten ist mit dem Weben vergleichbar. Es fordert das Kind zum Gestalten auf, lässt Getrenntes zu einer Einheit zusammenfinden. Das Grundelement „Zahl“ der Pestalozzischen Elementarpädagogik tritt deutlich in den Vordergrund. Grundvoraussetzung für das Flechten sind entsprechende Streifen, wobei hier insbesondere an Papier oder Karton zu denken ist.
Als Hilfsmittel benötigt man eine Flechtnadel, die etwas schmaler als die jeweiligen Flechtstreifen sein sollte. Sie kann aus Stahl, Kunststoff, Holz oder stabiler Pappe bestehen und besitzt anstelle des für Nadeln typischen Öhres eine Klemme, die es ermöglicht, den Streifen ohne Verletzung gerade im Flechtblatt einzuziehen.
Die Länge der Nadel sollte ermöglichen, dass sie vor Einziehen des Flechstreifens das Flechblatt bis zum letzten Quer- beziehungsweise Längsstreifen ausfüllt.
Während beim Ausschneiden aus einer Einheit durch Zertrennen die mannigfaltigsten Formen und Muster entstehen, erlebt das Kind beim Flechten, wie aus einer Vielzahl von Papierstreifen und einem Flechtblatt durch Zusammenfügenneue (kleine) Einheiten entstehen können.
Während beim Ausschneiden das Werkzeug Schere dazu dient, dem Ausgangsmaterial durch Zertrennen neue Formen zu geben, ist das Werkzeug Nadel dafür da, Handarbeit zu erleichtern beziehungsweise überhaupt erst möglich zu machen – Anlass genug, um die verschiedenen Aufgaben und Funktionen von Werkzeugen des Menschen kindgemäß erlebbar zu machen.
Auch das Flechten dient der Entwicklung verschiedener Fähigkeiten und Fertigkeiten. Zu nennen sind Feinmotorik, Fantasie und Kreativität, die Gehirn-Auge-Hand-Koordination und die Entwicklung des ästhetischen Empfindens. Die besondere Rolle des Flechtens ist jedoch in der Entwicklung grundlegender Fähigkeiten in Bezug auf das Grundelement „Zahl“ der Pestalozzischen Elementarpädagogik zu sehen. Flechten erscheint als geeignetes Mittel dafür, Kinder ohne verfrüht verschulten Rechenunterricht zu Zahlenbegriffen zu führen.
ERKENNTNISFORMEN
Alle Flechtarbeiten tragen in sich auch Erkenntnispotenziale. Hauptsächlich bezieht sich dies auf Zahlen-Begriffe und auf Rhythmusgefühl.
SCHÖNHEITSFORMEN
De Schönheitsformen realisieren sich beim Flechten durch Muster. Kleinere Muster werden sich wiederholen. Es ist aber auch möglich, Flechtarbeiten in Form eines einzelnen großen Musters zu realisieren.
LEBENSFORMEN
Zu den realisierbaren Lebensformen gehören beispielsweise Buchstaben und Zahlen – hier der Buchstabe A, die Ziffer 3 und das chinesische Zeichen für „Mitte“. Bei diesen Figuren ist es legitim, stellenweise mit kleinen Klebepunkten zu arbeiten, um die Ergebnisse zu fixieren.
3a. 3n. 3a.
1a. 1n. 1a. 1n. 1a. 1n. 1a. 1n. 1a.
3a. 3n. 3a.
und entgegengesetzt:
3n. 3a. 3n
1n. 1a. 1n. 1a. 1n. 1a. 1n. 1a. 1n.
3n. 3a. 3n
Danach wiederholt sich das Muster. Der Buchstabe „a“ steht für „auf“, der Buchstabe „n“ für „nieder“, Die Zahlenbegriffe „Eins“ und „Drei“ werden an diesem Beispiel anschaulich.
Eine weitere Überlegung:
Es ist möglich, Flechtvorlagen beziehungsweise Flechtarbeiten auch für die Entwicklung von Rhythmusgefühl zu verwenden. Vorschlag:
Man nehme kleine Trommeln und Triangeln (selbstverständlich sind auch andere Percussions-Instrumente denkbar) und gebe Kindern mit Trommeln die Aufgabe, bei schwarz, Kindern mit Triangeln bei weiß anzuschlagen. Es entstünde folgendes Klangmuster (ta=Trommel; ti=Triangel):
ta ta ta - ti ti ti - ta ta ta
ta ti ta ti ta ti ta ti ta
ta ta ta - ti ti ti - ta ta ta
ti ti ti - ta ta ta - ti ti ti
ti ta ti ta ti ta ti ta ti
ti ti ti - ta ta ta - ti ti ti
Der Schwierigkeitsgrad kann gesteigert werden, indem ein Kind mit zwei Instrumenten (zum Beispiel zwei unterschiedlich gestimmten Trommeln) allein den Rhythmus spielt.
Legestäbchen, Ringe, Ringsegmente
Gegenüber weiteren linienartigen Beschäftigungsmaterialien zeichnen sich die Stäbchen und Ringe durch ihre feste Form aus. Die Kinder stehen beim Spiel mit den Stäbchen vor der für sie neuen Herausforderung, Umrisse geometrischer Formen selbst zu gestalten, die mit den bisherigen Materialien weitgehend als vorgegeben erschienen.
Der Gegensatz zur geraden Linie ist die gebogene, gekrümmte Linie. Es ist das besondere Verdienst der zweiten Ehefrau Fröbels, Luise Fröbel (geborene Levin, 1815-1900), diese Idee ihres Ehemannes weiterentwickelt und umgesetzt zu haben. Die Ringsegmente sind durch Teilung der Ringe entstandene Halbkreise, so dass die Grundabmessungen mit denen der Ringe identisch sind.
Bezüglich der Kleinteile (kurze Stäbchen, kleine Ringe und Ringsegmente) kann insbesondere bei jüngeren Kindern die Gefahr des Verschluckens bestehen. Das sollte unbedingt beachtet werden.
Mit Stäbchen, Ringen und Ringsegmenten lassen sich die vielfältigsten Gegenstände und Formen realisieren. Der sphärephilosophische Grundgedanke Fröbels von der Einheit in Mannigfaltigkeit wird für das Kind ohne „Wortbelehrungen“ erlebbar, indem es aus Einzelheiten Formen und Gegenstände im Sinne kleiner „Einheiten“ formt. Kinder sind in der Regel stark motiviert, Dinge ihrer Lebenswelt in Lebensformen nachzugestalten. Dies regt die Entwicklung des bildlichen Gedächtnisses an.
Das Legen mit geraden und runden Linienformen kann auch als Vorstufe des Zeichnens angesehen werden. Das Kind erfährt im Spielen die Proportionen der darzustellenden Gegenstände. Darüber hinaus bieten die linienartigen Materialien einen Anreiz, sich auf das Wesentliche zu beschränken und somit Wesen und Funktion der darzustellenden Dinge zu verinnerlichen.
Die immer wieder hervorzuhebende Bedeutung des Miteinander-Sprechens zeigt sich auch hier wieder in aller Deutlichkeit. Eine ganze Reihe neuer Worte lernt das Kind kennen, denn Stäbchen verlangen beispielsweise geradezu nach der Verwendung solcher Begriffe wie „senkrecht“, „waagerecht“ und „schief“, die sicherlich auch vorher schon verwendet wurden, die sich jetzt aber dem Kind mit besonderer Deutlichkeit erschließen.
ERKENNTNISFORMEN
- Die obere Reihe zeigt verschiedene Möglichkeiten der Lage eines einzelnen Stäbchens (senkrecht, waagerecht, schief/schräg).
- Die folgenden Figuren zeigen verschiedene Möglichkeiten der Beziehung von zwei Stäbchen zueinander.
LEBENSFORMEN
- Mit drei Stäbchen werden die Darstel-lungsmöglichkeiten umfangreicher, Lebensformen klingen an (Tor, Dachgebälk, Tische, Schirm, Buchstaben).
- Wesentliche Erkenntnis hier: Zum Umgrenzen einer Fläche sind mindestens 3 Stäbchen erforderlich.
SCHÖNHEITSFORMEN
Einfache Schönheitsformen deuten die Vielfalt der Möglichkeiten an. Von Anfang an sollte auf die Ästhetik der Farben Wert gelegt werden. Außerdem sollten Stäbchen verschiedener Länge Verwendung finden. Eine Vielfalt der Möglichkeiten zur Gestaltung von Schönheitsformen bieten auch die Ringe und Ringsegmente.
Die Verschränkspäne
Verschränkspäne zählen zu den Beschäftigungsmitteln, welche schon lange vor Fröbel bekannt waren und mit denen man auch da spielt, wo man Fröbels Beschäftigungsmittel nicht kennt. Es kann angenommen werden, dass Fröbel diese Beschäftigung sogar aus seiner eigenen Kindheit kannte, da die Orte seiner Kindheit in waldreicher Umgebung lagen. Verschränkspäne bauen die Brücke zwischen den nicht biegsamen und damit nicht flecht- beziehungsweise verwebbaren Holzstäbchen und den für das Flechten verwandten Papierstreifen.
Das Herstellen von Formen und Figuren mit Verschränkspänen kann auf einer ebenen Unterlage erfolgen. Es ist mit einigem Geschick auch möglich, frei in den Händen, ohne jede Stütze diese Beschäftigungen durchzuführen.
Diese Tätigkeit kann zu einer Herausforderung an Geduld und Beharrlichkeit werden. Besonders deutlich wird das Wirken von „Satz und Gegensatz“: Ein im ständigen (notwendigen) Auf und Ab der Verschränkung der Stäbchen begangener Fehler zeigt meist sofort das ganze „Werk“ betreffende Folgen.
Verschränkspäne bestehen aus federndem Holz. Eventuelle Färbungen oder andere Behandlungen des Holzes müssen physiologisch unbedenklich sein. Die Späne haben eine Länge von circa 25 Zentimetern, sind 9 bis 10 Millimeter breit und etwa 1 Millimeter dick.
Das Verschränken (Verflechten) von Holzspänen sieht leichter aus, als es ist. Aber eben, weil es nicht einfach ist, kann das Kind eine Menge lernen und Persönlichkeitseigenschaften wie Geduld und Zielstrebigkeit an sich weiterentwickeln.
Das Kind lernt ein neues Material kennen, welches an Geschicklichkeit und Kraft der Hände und an die genaue Beobachtungsgabe höhere Anforderungen stellt als die bisher verwendeten Materialien.
Die durch das Verschränken der Späne wirkenden Federkräfte, die die Gebilde unter Spannung setzen, müssen ins Gleichgewicht gebracht werden. Gleichzeitig müssen aber auch die ästhetischen Merkmale der zu bildenden Figuren berücksichtigt werden. Damit steigt die Komplexität der Anforderungen an das Kind.
Es versteht, dass eine Ursache – wie etwa ein Verstoß gegen die „Flechtgesetze“ des ständig abwechselnden „Auf und Ab“ - Folgen an einer anderen Stelle der Figur haben kann und das ganze Bild zerstören kann. So ist das Kind zu genauem Beobachten angehalten. Die Notwendigkeit der Planung mehrerer Schritte im Voraus schult Gedächtnis, logisches Denken und Antizipationsfähigkeit.
Wir haben in eine der Figuren einen Fehler eingebaut. Warum hebt der in der Mitte von links nach rechts durch die orangene Figur verlaufende Span rechts so weit ab?
Verschnüren und Fädchenlegen
Hier handelt es sich um Beschäftigungen, die heute selten genannt und angewandt werden.
Das Schnüren kann verstanden werden als Kombination von Flechten und Falten und ist dadurch vom Verschränken zu unterscheiden, dass hier die Winkel durch verschiedene Faltungen entstehen.
Beim Fädchenlegen bedient man sich eines Materials, das wohl zumeist leicht erhältlich ist. Das bedeutet aber nicht, dass die Technik – wie man auf den ersten Blick annehmen würde – einfach ist, denn das Material erweist sich immer wieder als relativ widerspenstig insbesondere dann, wenn klare Formen gelegt werden sollen.
Zum Verschnüren benutzt man Papierstreifen, die in der Länge zweimal gefaltet werden. Um einen Streifen von 1 Zentimeter Breite zu erhalten, benötigt man also 3 Zentimeter breite Ausgangsstreifen. Diese können farbig sein. Das zweifache Falten gibt dem Papier eine hohe Stabilität.
Zum Fädchenlegen werden möglichst Baumwollgarn oder Zwirn verwendet. Wolle ist wegen ihrer Widerspenstigkeit im Kindergarten nicht zu empfehlen.
Das Verschnüren vereint die pädagogischen Potenzen des Faltens, Flechtens und Verschränkens. Genauigkeit, gute Planung, Geschicklichkeit und Geduld sowie Zielstrebigkeit werden aufs Neue herausgefordert.
Der pädagogische Wert beider Techniken ergibt sich auch aus der Festigung bereits erworbener Fähigkeiten und Fertigkeiten durch Wiederholung vorangegangener Tätigkeiten in neuem Kontext.
Beim Fädchenlegen erweist sich der Faden als mitunter widerspenstig. Das Kind kann mit einiger Überlegung aber auch kreative Lösungen finden. Beispielsweise kann mancher Faden durch Befeuchten besser handhabbar gemacht werden. Kreative Lösungen – auch in Gemeinsamkeit – zu finden, kann als pädagogische Potenz schwierig zu handhabender Materialien angesehen werden.
Man unterscheidet zwei Arten des Verschnürens.
1. Durch einfaches Umfalten,
2. Durch mehrfaches Umfalten –
a. zweifach um je 90° zum Parallelverlauf
b. nochmals um 90° zum Abwinkeln
Mit der Mehrfach-Faltung entsteht (2b) eine Öse.
Die abgebildeten Figuren sind mit den jeweils darüber abgebildeten Faltungen entstanden, wobei die Figur unter 2a nur der Veranschaulichung dient.
Fädchenlegen
Man darf man sich kleinerer Hilfen bedienen, um zu guten Ergebnissen zu kommen.
Drei mögliche Hilfen:
1. Durch Befeuchten sind die Fäden einfacher „in
Form“ zu bringen.
2. Man kann sich zum Nachziehen der Formen
einfacher Hilfsmittel bedienen. (zum Beispiel
Stricknadeln)
3. Da, wo ein Faden sich besonders widerspenstig
zeigt, kann eventuell mit einem Klebepunkt etwas
nachgeholfen werden.
Das Zeichnen
Das Zeichnen bei Fröbel ist zu unterschieden ist in:
- geometrisches Zeichnen,
- Nachzeichnen nach „Natur- und Menschenwerken“ und
- freies Zeichnen.
Fröbel trug wesentlich dazu bei, Zeichnen nicht mehr länger als bloße mechanische Übung zu betrachten, sondern in den Stand einer intellektuellen und geistigen Tätigkeit zu erheben. Jedes freie Zeichnen kann aus den Früchten der akribischen Vorbereitungen durch Fröbels Zeichenschule Nutzen ziehen.
Bis ins späte 19. Jahrhundert haben Kinder offenbar kaum gezeichnet, gemalt, gestaltet, modelliert, eigene Texte geschrieben oder sich an musikalischen Erfindungen beteiligt. Fröbel erkannte den – wie er es beschrieb – Darstellungs- und Gestaltungstrieb. Er gab als einer der ersten Kindern Materialien an die Hand, diese Antriebe zu realisieren.
Er sah im Zeichnen ein wichtiges Entwicklungsmittel der Kindheit. Zeichnen ermöglicht in besonderer Weise, inneren Vorstellungen von den Dingen äußerliche Gestaltung zu geben, also „das Innerliche äußerlich zu machen." Kinder sind zumeist sehr motiviert, ihre inneren Vorstellungen von den Dingen äußerlich darzustellen. Sie malen mit den Fingern im Sand, mit Kreide oder Ziegelstein auf den Asphalt, wünschen die Teilhabe anderer an ihrem Inneren.
Der Materialbedarf für Zeichnen erscheint als bescheiden. Kindern standen aber nicht immer teures Papier, Blei- und Farbstifte zur Verfügung. Unsere Welt beginnt langsam zu verstehen, dass man selbst in scheinbarem Überfluss sorgsam mit Ressourcen umgehen muss. Das gilt auch für Papier. Für das Linearzeichnen sollte es Netzpapier sein.
Durch Zeichnen entäußert der Mensch Inneres. Das kann der Selbstreflexion dienen, kann aber auch zum Instrument von Kommunikation werden. Wenn Fröbel schreibt, dass Sprache und Mathematik doppelseitig seien, weil sie der Innen- und Außenwelt des Menschen gleichermaßen angehören, so gilt das unseres Erachtens für das Zeichnen ebenso – zumindest ab da, wo es Kommunikation bewirkt. Einen weiteren hohen erzieherischen und bildenden Wert besitzt das Zeichnen dadurch, dass es in besonders effektiver Weise die Entwicklung der Auge-Hand-Koordination beeinflusst. Es handelt sich dabei um einen komplexen geistig-motorischen Prozess. Phasen des Linearzeichnens sollten sich mit Zeiten des freien Spielens und freien Zeichnens abwechseln. Je jünger das Kind, umso kürzer die Zeit hoher konzentrativer Beanspruchung, die Linearzeichnen verlangt. Wir gehen davon aus, dass es zur Zeit Fröbels nicht das Angebot an Buntstiften gab, über das wir heute verfügen können. Es ist aber anzunehmen, dass er – zumal sich Farben ja auch bei der ersten Spielgabe bei seinen Beschäftigungen finden – das Zeichnen mit Buntstiften vielleicht selbst angeregt hätte. Es spricht nichts dagegen, gezeichnete geometrische Figuren farbig auszumalen. Kinder zeichnen gerne Mandalas. Die Schönheitsformen des Fröbelschen Zeichenlehrgangs schaffen dafür mehr als nur eine gute Grundlage.
Natürlich kann versucht werden, Lebensformen auch ohne Netzgitter zu zeichnen und darüber hinaus diese auch auszumalen.
Unser Vorschlag:
- (leichte Stufe):Nutzung der Vorlagen zum Ausmalen
- (mittlere Stufe):Abzeichnen einzelner oder aller Figuren eines Blattes nach Wahl
- (schwere Stufe):Zeichnen von Figuren nach eigenen Ideen und Vorstellungen
SCHÖNHEITSFORMEN
Spätestens mit dem Zeichnen der ersten Körper im Liniennetz werden auch „Schönheitsformen“ anklingen. Alle folgenden Darstellungen stellen auch Erkenntnisformen in dem Sinne dar, dass das Kind Erkenntnisse über die Lage der Zeichenstriche, über deren Zusammenstellung, über das Entstehen von Flächen durch Zeichenstriche und über das Erstellen komplexerer gezeichneter Strukturen (Schönheitsformen, später Lebensformen) gewinnt. Wir geben im Folgende kurze Beispiele:
Das Punktelegen
Viele Dinge, welche die Natur uns darreicht, können Kindern als anschauliche „Verkörperung“ von Punkten dienen. Linien und Flächen können so entstehen. Fröbel und seine Nachfolger nennen als punktartige Spielstoffe z.B. Erbsen, Knöpfe und Perlen. Das Legen von Punkten sollte mit dem Legen von Linien mittels kleiner Steinchen beginnen. Denkbar ist, dass die Kinder von selbst auf solche Spiele kommen und wir dann nur noch in „nachgehender“ Art und Weise diesen Impuls aufzunehmen brauchen. Bei all diesen punktartigen Beschäftigungsmaterialien handelt es sich um Kleinteile. Damit ist – insbesondere bei jüngeren Kindern – die Gefahr des Verschluckens gegeben.
Die von uns zur Veranschaulichung genutzten Legepunkte bestehen aus Hartholz. Ein Punkt kann nicht weiter geteilt werden. Durch viele Punkte können aber Linien und Flächen entstehen. Der Punkt ermöglicht damit die Erkenntnis, dass ein „Großes“ aus „vielem Kleinen“ besteht.
Der Punkt erlaubt beim Erstellen der Linien und Flächen größere Freiheit als die Legetäfelchen und Stäbchen. Die Linien können nun frei definierte Längen haben, Kreisbögen können enger oder weiter sein, als dies die Ringsegmente vorgeben. Es erhöhen sich die Anforderungen an die Feinmotorik der Kinder.
Die Legepunkte stellen noch eine relativ große „Verkörperung“ des Punktes dar. Sie sollten jedoch am Anfang der Beschäftigung mit den Punkten stehen, damit das notwendige Verständnis für die späteren – zum Beispiel durch Ausstechen entstehenden – kleineren Punkte entwickelt wird.
ERKENNTNISFORMEN
Die Kinder erkennen, dass sowohl Linien sowie Flächen entstehen können. Diese Flächen können ganz durch Punkte gefüllt werden (hier beim Quadrat, dem Dreieck und dem Sechseck), aber auch nur durch Punkte umrandet dargestellt werden, wie hier mit dem Rechteck dargestellt.
SCHÖNHEITS- UND LEBENSFORMEN
Der Vorteil der Legepunkte, mit ihnen beim Gestalten von Bildern relativ frei hinsichtlich des Verlaufes von Linien und Bögen zu sein, zeigt sich im Bild der Lebensform auf der linken Seite.
Die hier abgebildeten Schönheitsformen demonstrieren den Vorteil, von einem Punkt zum nächsten auch die Farbe wechseln zu können.
Das Prickeln (Ausstechen)
Das Ausstechen (Prickeln) zeichnet sich durch starke Bezüge zu den Beschäftigungen Zeichnen und Ausnähen aus. So können als Vorlagen für das Prickeln (das „Zeichnen mit der Nadel“) sehr gut auch Zeichnungen von Schönheits- beziehungsweise Lebensformen verwendet werden.
Eine Prickelarbeit wiederum kann auch als Ausgangsvorlage für das Ausnähen dienen. Durch Aneinanderreihung von Punkten entstehen Linien, auch ganze Flächen können durch Punkte ausgefüllt werden, wie dies beispielsweise auf den Gebieten der Fotografie, des Films und des Fernsehens geschieht. Ohne den Punkt als Gestaltungsmittel wären viele technische Errungenschaften wohl kaum denkbar. So sagt die Angabe „30 Megapixel“ bei einer Fotokamera, dass ein Bild, das mit dieser Kamera aufgenommen wird, aus 30 Millionen Bildpunkten besteht.
In der folgenden Abbildung haben wir durch größer dargestellte Punkte ein Rechteck in vier Dreiecke geteilt und zwei der entstandenen Dreiecke durch wesentlich kleinere (rote) Punkte ausgefüllt.
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass heute mit Hilfe von Computertechnik auf vielen Gebieten – beispielsweise in der Architektur, der Medizin, der Geologie und der Biologie auch sogenannte „Punktwolken“ als Darstellung von dreidimensionalen(!) Sachverhalten/Körpern zum Einsatz kommen.
Zum Prickeln werden entsprechende Nadeln, Papier und eine Filzunterlage benötigt. Die Prickelnadel setzt sich aus der etwa 3 Zentimeter langen eigentlichen Nadel und einem etwa 5 Zentimeter langen Griff zusammen. Die Nadel sollte bei Nichtbenutzung gesichert sein – etwa durch Einstecken in ein kleines Stück Filz.
Viele menschliche Tätigkeiten bedürfen einer guten Koordination von Auge und Hand.
Sicherlich sind Lebensformen für Kinder besonders motivierend.
Besonders zu beachten sind die Schnittpunkte von Linien, da hier die Gefahr lauert, Punkte zu dicht nebeneinander zu stechen und somit Ausreißen des Papieres zu riskieren.
Wenn solche Bilder in ein Fenster gehängt werden sollen, was sehr dekorativ sein kann, so sollte dafür dunkles Papier beziehungsweise dunkler Karton verwendet werden.
ERKENNTNISFORMEN
- Figur 1 dient der Einstimmung.
- Figur 2 und 3 zeigen jeweils zwei parallele Punktlinien – einmal waagerecht, einmal – als Gegensatz – senkrecht.
- Die Figuren 4 bis 7 verknüpfen nun senkrechte Punktlinien mit waagerechten.
- Unterschiedliche Zusammenstellungen waagerechter und senkrechter Punktlinien ergeben die Figuren 8 bis 11 (Kreuz, Quadrat, Rechtecke)
- Die Figuren 12 und 13 zeigen schräge Linien (als Vermittlung der Gegensätze senkrechte und waagerecht); die schrägen Punktlinien (Figuren 14 und 15) sind stärker zur Waagerechten hingeneigt.
- Die Figuren 16 bis 19 zeigen Halbkreise, wobei die Öffnungen in die vier verschiedenen Grundrichtungen (unten, rechts, oben, links) weisen.
- Die Vollkreise (Figur 20) können als Zusammensetzung der rechts und links offenen beziehungsweise oben und unten offenen Halbkreise verstanden werden.
- Die Figuren 21 bis 29 zeigen erste SCHÖNHEITSFORMEN.
Das Ausnähen
Wie das Ausschneiden das Falten voraussetzt, so folgt das Ausnähen auf das Prickeln. Fäden aus Garnen oder anderen Materialien verbinden die Prickelpunkte zu Linien. Man kann es darum als Zeichnen mit verschiedenfarbigen Fäden ansehen. So gehört das Ausnähen – streng genommen – zu den Beschäftigungen mit der eindimensionalen Linie. Die Sachlogik der vorausgesetzten Punkte lässt es aber auf das Prickeln folgen.
Die ersten Prickel-Bilder der Kinder dienen als Grundlage für das Ausnähen. Die Löcher geben den Verlauf des Nähens vor, zusätzlicher Löcher bedarf es nicht. Die ausgestochenen Punkte werden zu Linien verknüpft. Die geraden (waagerechten, senkrechten, schrägen) Linien können recht genau genäht werden. Man sollte dabei das Maß an Spannung des Fadens beachten - zu straff, und die Löcher können ausreißen, zu locker und die Fäden machen Bögen.
Ausnähen beansprucht die Kinder stark. Es ist auf eine nicht gebückte Sitzhaltung zu achten. Die Kinder sollten wegen der starken Beanspruchung insbesondere der Augen nicht länger als eine Viertelstunde ununterbrochen ausnähen.
Die beim Nähen einer Figur entstehenden Zwischenräume werden durch nochmaliges Umnähen ausgefüllt. Die so gefertigten Arbeiten eignen sich wie auch die Prickelarbeiten für kleine Geschenke - Glückwunschkarten oder kunstvoll gestaltete Einladungen.
Die Näh- beziehungsweise Stopfnadeln sollten nicht zu spitz sein. Die Farben der Garne sollten dem zu gestaltenden Gegenstand entsprechen.
Erfahrungsgemäß bereitet mehrmaliges Einfädeln immer wieder Verdruss. Wir empfehlen sogenannte „selbsteinfädelnde Nadeln“ beziehungsweise „Einfädler“ oder „Einfädelhilfen“.
Konzentration, Genauigkeit, Fingerspitzengefühl haben wir schon beim Prickeln genannt und hervorgehoben. Dies alles findet hier seine Festigung und Weiterentwicklung. Aus nulldimensionalen Punkten werden durch das Verbinden mit dem Faden eindimensionale Linien.
Am Anfang kann das Verbinden der Linien zuerst mit sanften Buntstift-Strichen erfolgen. So kann bei den ersten Versuchen das Herausfinden der richtigen Farben erleichtert werden. Da das Ausnähen auf das Prickeln folgt, nehmen die Kinder die Erfahrung mit, dass auf dem Weg zum fertigen „Produkt“ oft mehrere aufeinander folgende Arbeitsschritte notwendig sind, was bereits bei der Planung zu beachten ist. Nicht nur die zunehmende Größe und/ oder die kompliziertere Struktur von Figuren wird zum Maßstab wachsender Komplexität kindlichen Tuns, sondern auch das Ineinandergreifen verschiedener Tätigkeiten in logischer Folge.
ERKENNTNISFORMEN
Wir beginnen in derselben Reihenfolge, wie wir sie bereits beim Prickeln dargestellt haben. Erkenntnisformen dienen hier der Wiederholung und Festigung von Lage- und Richtungsangaben. Besonders zu festigen sind die Begriffe:
parallel, waagerecht, senkrecht, rechter Winkel, Halbkreis, Vollkreis
SCHÖNHEITSFORMEN
LEBENSFORMEN
Erfahrungsgemäß werden zu den Lebensformen zumeist mehr Prickelbilder vorhanden sein. Es werden hier keine weiteren Vorlagen gegeben.
Nutzen Sie mit Ihren Kindern möglichst vielfältige Formen und Figuren. Ihrer Fantasie ist dabei keine Grenze gesetzt. Wie wäre es beispielsweise mit einem Drachen aus der Sagenwelt oder mit Motiven aus dem Leben der Kinder, mit Märchenfiguren oder auch einfachen Bildern mit mehreren Figuren?
Die Erbsenarbeiten
Die innere Logik des Spiel- und Beschäftigungsganzen Fröbels – „Vom Ganzen zu den Teilen – von den Teilen wieder zum Ganzen.“ – findet sich in den sogenannten Erbsenarbeiten in besonders deutlicher Ausprägung. Punkte (Erbsen) und Linien (Holzstäbchen) werden zu Flächen und zu Körpern, zu geometrischen Formen und Figuren sowie zu Lebensformen.
Während beim Stäbchenlegen die Stäbchen nur in losen Kontakt zueinander gebracht werden, können mit Erbsenarbeiten feste Verbindungen hergestellt werden. Dadurch ist es möglich, nicht nur flächenartige Figuren zu realisieren, sondern auch dreidimensionale Körper zu bauen.
Verwendung finden Kichererbsen und zugespitzte Holzstäbchen. Früher mussten die Stäbchen einzeln angespitzt werden, was heute nicht mehr nötig ist, denn die im Handel erhältlichen Zahnstocher sind dafür hervorragend geeignet.
Die Erbsen sind circa 8 Stunden in kaltem Wasser einzuweichen und danach etwa eine Stunde zum Abtropfen liegen zu lassen, dann haben sie die richtige Konsistenz, um die Spitzen der Holzstäbchen aufnehmen und halten zu können. Anstelle der Erbsen können Kügelchen aus Kork, Ton, fester Knetmasse oder anderen Materialien Verwendung finden.
Heute gibt es für diese Spielform – das verwendete Material betreffend – eine Menge an Alternativen, die wir in den Beispielen zum Teil auch verwendet haben. Jedoch wird das „Original“ auch weiterhin seine Berechtigung haben, denn:
- Erbsen und Holzstäbchen sind leicht zu beschaffen und preiswert.
- Erbsen gewähren höhere Freiheit bei der Gestaltung der Figuren.
- Erbsen und Holz sind nicht zuletzt auch aus ökologischer Perspektive zu empfehlen.
Geodätische Kuppel von Richard Buckminster Fuller, die Biosphère, Ile Ste-Hélène, Montreal.
(Pavillon der USA auf der Weltausstellung 1967)
Bild: Eberhard von Nellenburg, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2131675 (22.09.2019)
Die Fröbelschen Spielgaben und Beschäftigungen haben von ihrem Schöpfer wohl selbst nicht erahnte Nachwirkungen entfaltet. So hat der US-amerikanische Architekt Norman Brosterman in seinem Buch „Inventing Kindergarten“ darauf verwiesen, dass Künstler und Architekten der Moderne in ihrer Kindheit häufig mit den Fröbelmaterialien in Kontakt kamen und so möglicherweise Inspirationen aufgenommen haben, die sich in ihrem späteren kreativen Werken zeigten.
„Erbsenarbeiten“ eignen sich für ältere Kinder im Kindergarten. Auch in den Schulunterricht – beispielsweise in Geometrie - lassen sie sich hervorragend integrieren.
ERKENNTNISFORMEN
SCHÖNHEITS- UND LEBENSFORM
LEBENSFORMEN
Das Modellieren
Zu Fröbels Beschäftigungen, die einen ganz besonderen Reiz auf Kinder ausüben, gehört das Kneten, das Gestalten mit ungeformten Massen. Dieser „Gestaltungstrieb“ kann sich bis in das Erwachsenenalter erhalten, wovon unter anderem Strandburgen künden. Kneten und Gestalten gibt dem Gestaltenden eine besondere Freiheit, keine Länge, kein Winkel, kein Bogenmaß ist vorgegeben. Begrenzt ist das Tun „nur“ durch die eigene Fantasie und das eigene Geschick. Beobachtungsgabe, Formenverständnis und Fantasie des Kindes werden in besonderer Weise herausgefordert und entwickelt. Mit härtbarem Material können aus solchen Figuren auch kleine Geschenke werden, die dem Beschenkten sicherlich Freude bereiten.
Bei Modellier- und Knetmassen kann man zumeist wählen zwischen:
- einfarbigen Angeboten oder farbigen Zusammenstellungen,
- wiederverwendbare Materialien beziehungsweise Materialien, die an der Luft oder auch im Ofen fest werden,
- Modelliersets mit oder ohne Werkzeug.
Es ist durchaus redlich, kleinere Werkzeuge und auch Hilfsmittel für das Modellieren zu nutzen – sei es beispielsweise für die Herstellung gerader Kanten und Ecken und für bestimmte Accessoires und Verzierungen. Die Werkzeuge sollten – wie bei allen anderen Beschäftigungen auch – kindgerecht beschaffen sein. Da gefärbte Knetmassen manchmal auch abfärben können, sollten die Kinder in entsprechender Kleidung (zumindest mit Schürzchen) arbeiten. Als Unterlage empfehlen sich Wachstuch, Ölpapier oder andere Unterlagen, auf denen die verwendete Modelliermasse nicht anklebt.
In besonderem Maße ist das Modellieren dafür geeignet, dass das Kind „das Äußere innerlich und das Innere äußerlich“ macht. Es beobachtet das zu gestaltende „Vor-Bild“ mit angespannter Aufmerksamkeit und „verinnerlicht“ es mit vielen Einzelheiten, die ihm in der Alltagswahrnehmung mitunter eher entgehen. Es gibt gestaltend das Aufgenommene wieder, „gebrochen“ durch eigene Vorstellungen, Ideen, Hervorhebungen, seine Fantasie sowie durch sein eigenes gestalterisches Geschick. Entsteht daraus eine neue Wirklichkeit, ist das Kind auf dem Weg zur Kunst.
ERKENNTNISFORMEN
Eine Kugel aus Knete zu formen, ist relativ einfach. Jedoch: Kugel, Walze und Würfel sollen möglichst die gleichen Höhen, Breiten und Tiefen haben, was recht schwierig abzuwägen ist, weil (Achtung, Erkenntnis!) die einzelnen Körper unterschiedliche Volumina haben, also unterschiedliche Mengen an Modelliermasse benötigt werden.
SCHÖNHEITSFORMEN
Schönheitsformen im Sinne symmetrischer Figuren sind in den Darstellungen Fröbels und seiner Nachfolgerinnen zwar nicht zu finden, jedoch sollen die gestalterischen Beschäftigungen auch das Ästhetische berücksichtigen.
LEBENSFORMEN
Am Anfang stehen einige auch für den Anfänger leicht zu fertigende Figuren. Eine kleine Obstplatte ist für ein gemeinsam zu erstellendes Bild geeignet.
Die Gemeinsamkeit der Spielenden ist herausragendes Kennzeichen der großen Vielfalt der Bewegungsspiele. Auch wenn hier und dort ein kleiner Gegenstand – zum Beispiel ein Ball – das Spiel bereichert, so stehen bei den Bewegungsspielen doch nicht Spielgegenstände im Mittelpunkt des Interesses. Sie sind in diesem Fall Mittel zum Zweck. Während wir bei den Spielgaben und Beschäftigungsmaterialien deren Zeitlosigkeit und Aktualität hervorheben, bemerken wir bei den Reimen und Liedern aber mitunter, dass einige von ihnen zu unserer heutigen Sprache und unserer Lebenswirklichkeit nicht mehr so recht passen wollen. Darum folgende Prämissen:
- Auch unter den Liedern aus der Fröbel-Zeit finden sich solche, die von Inhalt und/oder Bedeutungsgehalt auch in unserer Zeit gut für die Spiele heutiger Kinder geeignet sind, wie zum Beispiel „Das Taubenhaus“.
- Das eine oder andere Lied „vergangener Lebenswirklichkeit“ könnte gut dafür geeignet sein, mit den Kindern einen kleinen „Abstecher in die Geschichte“ zu machen. (zum Beispiel: Ei, ei, Herr Reiter)
- Es gibt in der heutigen Zeit eine beachtliche Vielfalt wunderbarer Kinderlieder, die in dem einen oder anderen Spiel ihren Platz finden beziehungsweise neue Spiele inspirieren können.
Wichtig ist, dass Lieder und Reime die Spiele begleiten – nicht zuletzt ein Beitrag zur Entwicklung von Gedächtnis und musikalischem wie auch sprachmelodischem Taktgefühl.
Die Bewegungsspiele des Kindergartens werden eingeteilt in:
- Takt- beziehungsweise Rhythmusspiele
- Geh-, Hüpf- und Laufspiele
- Kreisspiele
- Arm-, Hand- und Fingerspiele
Bewegungsspiele
… fördern und unterstützen die körperliche Entwicklung und Kräftigung der Kinder.
Natürlich ist gegen eine gezielte Förderung und Ausbildung sportlicher Talente nichts zu sagen. Auch das Erlernen grundlegender sportlicher Fähigkeiten – gedacht sei hier insbesondere an das Schwimmen – soll nicht in Abrede gestellt werden. Jedoch steht gerade in Bezug auf Bewegung heute allzu schnell der Leistungs- und Konkurrenzgedanke im Vordergrund. Bewegungsspiele sind keine Spiele in der Bedeutung von „game“ – also Wettkampf, sondern von „play“.
… regen die Kräfte des Geistes an und fordern sie heraus.
Schon seit langem ist bekannt, dass Bewegung auch die geistige Entwicklung befördert. Dies kann direkt oder über „Umwege“ geschehen. Jeder wird es schon bemerkt haben, wie förderlich es sein kann, durch Bewegung den Kopf wieder freizubekommen. Bewegungsabläufe zu erlernen kann eine große geistige Herausforderung sein.
… fördern Sozialverhalten und das Beachten von Regeln.
Dort, wo Kinder bereits dazu in der Lage sind, können und sollten sie auch am Formulieren gemeinsamer Regeln beteiligt werden. Während der Bewegungsspiele gibt es reichlich Gelegenheit, sich tätig in eine Gemeinschaft einzubringen, ihr dienlich zu sein, Konfliktfähigkeit, Kameradschaft, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit „spielend“ zu entwickeln.
Wohl jedes Bewegungsspiel trägt Elemente der drei Fröbelschen Spielformen – Schönheits-, Erkenntnis- und Lebensformen in sich.
Als exemplarisches Beispiel sei hier ein Bewegungsspiel auf der Basis des
Fröbelschen Spielliedes „Das Taubenhaus“ dargestellt:
Das Lied eignet sich für ein Kreisspiel, das auch für besondere Situationen im Kindergartenalltag gut anwendbar ist.
Das Spiel verdeutlicht die Welt „im Taubenhaus“ (Familie, Kindergarten, …) und auf dem grünen Feld (die Welt „draußen“). Gemäß des sphärephilosophischen Grundsatzes Fröbels, dass ein Jedes nur an seiner Entgegensetzung erkannt wird, verdeutlicht dieses Spiel die Schönheit und die die Neugier weckende Weite und Vielfalt der Außenwelt, ebenso aber auch den Wert der vertrauten Gemeinschaft.
Einige Kinder bilden - sich an den Händen fassend – einen Kreis und singen das Lied. Auf „Ich öffne jetzt“ heben diese Kinder ihre Arme und ermöglichen so den Tauben (bisher ruhig im Kreis wartenden Kindern) das Ausfliegen.
Mit Flügelschlägen imitierenden Bewegungen laufen die Kinder außerhalb des Kreises umher und kehren auf „und kehren sie heim“ in den Kreis zurück.
Sie können die Textzeile
„Und kehren sie heim zu guter Ruh‘, so schließ ich wieder mein Häuschen zu.“
austauschen gegen
„Und kehren sie heim, dann erzählen sie sich, wie’s in der Welt so lustig ist.“
Dann können Sie in der Kindergartengruppe oder in der Familie dieses Spiel nutzen, um sich Erlebtes mitzuteilen. Das können in der Kindergartengruppe Erlebnisse des Wochenendes oder aus den Ferien sein. In der Familie können sich so am Abend die Kinder mit ihren Eltern über Erlebtes vom Tage austauschen.
Die Gartenarbeit
Ein Kindergarten ohne die von Fröbel so genannten „Gärten der Kinder im Kindergarten“ ist eigentlich kaum denkbar. Gärten waren bereits in seiner ersten Gründung – der „Allgemeinen Deutschen Erziehungsanstalt“ - auch für den wirtschaftlichen Betrieb von großer Bedeutung.
In der heutigen Zeit ist die Bedeutung des „Bildungs- und Erziehungsortes Garten“ eher noch größer als früher. Wie viele Kinder kennen Obst und Gemüse nur noch aus dem Supermarktregal oder der Kühltruhe! Die moderne Zivilisation birgt die Gefahr einer zunehmenden Entfremdung des Menschen von der Natur in sich. Wie viele Familien haben heute noch einen eigenen Garten?
Ein bewusster Umgang mit der Natur, der Schutz der Lebensbedingungen von Pflanzen, Tieren und Menschen setzt Erfahrung und Wissen voraus. Das Kind erhält durch eigenes Tun Einsicht in den Kreislauf der belebten Natur und beginnt, sich selbst auch als einen Teil von dieser zu erleben. Jeder Kindergarten sollte darum „Gärten der Kinder“ haben. Darum braucht ein Kindergarten viel Platz für seine Außenanlagen. Ein Spielplatz, Raum für Bewegungsspiele aber auch ein Garten – dies mögen Planer und Entscheider bitte immer bedenken. Das Kind erkennt im Wachsen der Pflanze vom Samenkorn beginnend, dass auch die Natur „Inneres äußerlich macht“, indem innere Triebkräfte der Entwicklung Wachstum, Frucht und Fortpflanzung bewirken. Dieses Erleben schafft die Grundlage für das Fühlen und Verstehen, dass unsere Natur, unsere Umwelt des verantwortungsvollen, pflegenden und schützenden Umganges mit ihr bedarf.
Jedes Kind soll möglichst sein eigenes Gärtchen haben. Wo dies aus Platzgründen nicht möglich ist, können auch zwei Kinder gemeinsam eine Fläche bewirtschaften.
Kinder können, wenn wir ihnen dies ermöglichen, die Erfahrung einer breiten Vielfalt (Diversität) machen, die sich auch in differenziertem Aussehen von Blumen oder Geschmack von Obst oder Gemüse der jeweils gleichen Gattung zeigt. Die Tomate aus dem Garten schmeckt nicht nur der investierten Mühe wegen besser!
Gartenpflege kann einen Beitrag dazu leisten, bei den Kindern Verantwortungsbewusstsein, Pflichtgefühl und Geduld zu entwickeln. Darüber hinaus erfahren die Kinder sich einmal mehr als selbstwirksam und erleben die Freude des Erfolges, wenn ausdauernde Bemühungen zum Ziele geführt haben.
EXKURS TIERPFLEGE
Friedrich Fröbel selbst – das zeigen auch seine Mutter-, Spiel- und Koselieder – hat Kinder bereits frühzeitig an die Tierwelt heranführen wollen. Für ihn leitete sich die Notwendigkeit, das Wesen und die Wirkung der Natur in ihrer Ganzheit erfahrbar zu machen, auch aus einem von ihm beobachteten Hang von Kindern zur Tierquälerei ab. Er schreibt:
Das Quälende in der Behandlungsweise von Tieren und Insekten, welches wir in sehr gutmütiger, gutgemeinter Absicht besonders bei jungen Knaben finden (nicht das Quälen als solches), hat in dem Streben des kleinen Knaben seinen Grund, sich das innere Leben des Tieres zur Einsicht zu bringen, sich den Geist desselben anzueignen. Aber Nichtdeutung, Nichtleitung, Missdeutung, Missleitung dieses Triebes, Verkennung desselben kann später solche Knaben wohl zu wirklichen verhärteten Tierquälern machen.
Fröbel, F.: Die Menschenerziehung. Keilhau, 1826, S. 192f.
Natürlich sollten Kinder das Innere erkennen können und dürfen.
Das Innere von Lebewesen entäußert sich in Verhalten, in der Komplexität des Lebens und des Zusammenlebens! Es ist unsere pädagogische Aufgabe, den Blick der Kinder darauf zu richten, darin das Entäußern des Inneren, des Wesens der Tiere zu entdecken.
Leben ist mehr als das Zusammenwirken von Organen. Es als das wertvollste Geschenk zu verstehen, dazu fordert Albert Schweitzers Maxime „Ehrfurcht vor dem Leben“ auf. Der Weg zum Erkennen des Wertes jedes einzelnen Lebens kann auch über eine verantwortungsbewusste Tierpflege im Kindergarten beschritten werden.